Im Schulenwettbewerb der Herbert-Quandt-Stiftung „Trialog der Kulturen: Wurzeln erinnern – Zukunft gestalten“ erreichen Gymnasium Finkenwerder gemeinsam mit der Stadtteilschule den 2. Platz mit ihrem großangelegten Projekt „Monolog – Dialog – Trialog“. Eine beachtliche Prämie lacht, nämlich stolze 6.500 Euro – so erfuhr im Rahmen des feierlichen Festaktes in der Schlosskirche von Bad Homburg am 9.Oktober die Abordnung von GymFi und StS.
Unser Film für die Preisverleihung in Bad Homburg
Laudatio von Prof. Wolfram Weiße
(Akademie der Weltreligionen, Universität Hamburg)
Die Schüler vom Gymnasium und von der Stadtteilschule Finkenwerder hatten keine Scheu vor großen und schwierigen Trialog-Themen, und gemeinsam haben sie gründliche Arbeit geleistet.
Das ganze Schuljahr war eine aufregende und vielschichtige Forschungsreise: vom Mittelalter in die Gegenwart, von Hamburg nach Palästina – und wieder zurück. Schüler der Oberstufe schlüpften in die Rollen historischer Figuren zu Zeiten der Kreuzzüge und verblüfften auf dem „Markt der Möglichkeiten“ den ganzen Saal mit ihrem intelligenten Humor.
Eine achte Klasse beschäftigte sich ausführlich mit Lessing, verfasste ein Drehbuch und filmte eine moderne Neuauflage der Ringparabel: „Nathan der Weise reloaded“ heißt das Werk. Eine Gruppe schwärmte in Hamburg aus und konfrontierte wichtige religiöse Vertreter in der Hansestadt mit der berühmten Gretchenfrage: „Und wie hältst du’s mit der Religion?“ Der Profilkurs Geschichte vertiefte sich erst in die komplizierte Geschichte des Nahostkonflikts und verbrachte anschließend zwei intensive Wochen im Heiligen Land – eine Zeit mit vielen Höhen und Tiefen und ganz bestimmt keine reine Vergnügungsfahrt. Die persönlichen Begegnungen warfen manchmal mehr Fragen auf als sie Antworten brachten. Und so mussten sich die Jugendlichen vor allem intensiv mit sich selbst auseinandersetzen: „Wie denke ich über Menschen anderen Glaubens? Was weiß ich über sie? Und was weiß ich über meine eigene Religion?“
Das Beschneidungsritual, das tägliche Gebet, die Konfirmation, die Pilgerfahrt nach Mekka – Biographien sind gesäumt von religiösen „Stationen“. „Ich habe begonnen zu verstehen, wie wichtig Religion für manche Menschen ist,“ sagt eine Schülerin am Ende des Jahres. Ihre Erfahrungen und Reflexionen haben die Schüler in einem Buch festgehalten – ein einmaliges Erinnerungsstück, in dem sichtbar unendlich viel Arbeit und Herzblut steckt. Religionen können Menschen verbinden und sie können sie trennen – zum Beispiel wenn es um Politik geht und wenn um Territorium gekämpft wird.
Sicher ist: sie bilden einen wichtigen Grundstein individueller und kollektiver Identität. Das nehmen die Jugendlichen alle aus dem Trialog-Jahr mit.
Die beiden Schulen aus Finkenwerder haben ein ausgefülltes Jahr hinter sich. In vielen Fächern und Stufen wurde auf höchstem Niveau gearbeitet – es gab viel Anlass und Raum zum Grübeln und Nachdenken, für persönliche Begegnungen, zum Ausprobieren eigener Ideen und zum Entwickeln einer eigenen Haltung.
Die Jury verleiht für dieses hoch reflektierte Projekt mit so vielen tollen Produkten den ZWEITEN PREIS.
Wolfram Weiße
Diese Trialogarbeit setzen wir motiviert fort!
„Trialog vor Ort: Schulen werden aktiv“ – so lautet der diesjährige Schwerpunkt der Herbert-Quandt-Stiftung. Zahlreiche Lerngruppen beider Schulen werden zum Projekt Moinhaba! gemeinsam im TranSpär“ arbeiten. Seid gespannt!
Pressespiegel:
Hamburger Abendblatt: Preisverleihung: Zwei Schulen für „Trialog der Kulturen“ nominiert
TAZ Hamburg: Schulen nominiert
Welt Hamburg: Hamburger Schulen bei Wettbewerb nominiert
Stormarner Tageblatt: Gymnasien ausgezeichnet
Film von der Preisverleihung am 9. Oktober 2014 in Bad Homburg