Der vom Bezirksamt Hamburg-Mitte ausgelobte Bürgerpreis wurde am Sonntag 11. November 2018 im Kuppelsaal des Hotel Hafen Hamburg überreicht. Aus 45 Projekten, Initiativen und Einzelpersonen sind 3 dritte, ein zweiter und ein erster Preis vergeben worden. Er zeichnet Menschen in Hamburg aus, die sich in besonderer Art für Integration einsetzen.
Die Gewinner aus den Jahrgängen 8 –11 des Gymnasiums Finkenwerder haben den ersten Preis für eine filmische Arbeit erhalten.
Ihr als Herzensangelegenheit beschriebenes Engagement für mehr Aufmerksamkeit gegenüber fremdenfeindlichen Tendenzen und gegen den täglichen Rassismus gilt als Antrieb ihrer filmischen Tätigkeit. Klaus Lübke (stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD Hamburg-Mitte) merkte in seiner Laudatio an, dass dieses Projekt nicht Teil des Schulunterrichts war, sondern im Rahmen einer Projektwoche entstand. Vorwiegend selbständig treffen sich die Schülerinnen und Schüler der Arbeitsgemeinschaft gegen Rassismus und beratschlagen, wie sie Zeichen setzen können für ein besseres Miteinander und für gelebte Toleranz.
Innerhalb einer Woche drehte ein Teil dieser Arbeitsgruppe den Film ab mit dem Titel:
Andere Zeiten. Gleiche Fehler?
Mitwirkende sind einmal die 93jährige Esther Bejarano, die zwei Konzentrationslager überlebte. Ihr berührendes Verlangen im Film rüttelt auf: „Ich möchte, dass die jungen Menschen erfahren, was damals geschah, dass nie wieder geschehe, was damals geschah.“ Zu den Themen Flucht, Vertreibung, Heimat und Zukunft befragten die Schülerinnen und Schüler zudem Flüchtlinge aus Syrien, Eritrea, Afghanistan und Somalia, die ihre Sorgen und Erlebnisse schildern. Die Gegenüberstellung der Erlebnisse aus unterschiedlichen Generationen stellt die Frage nach Recht und Gerechtigkeit aufs Deutlichste. Das Fragezeichen im Filmtitel ist bewusst gesetzt: Gleiche Fehler? – Nein, es wird vielmehr darauf verwiesen, dass aus der Geschichte gelernt werden kann und soll.
Holger Hülsemann, Sozialpädagoge am Gymnasium Finkenwerder, vermittelte den Kontakt zu den Flüchtlingen aus dem Cafe Refugio in Harburg. Lena Sierk unterstützt die Anti-Rassismus AG und brachte Liv Thamsen ins Projekt, die als Filmemacherin die Technik anleitete.
Das Gymnasium Finkenwerder ist eine Schule mit dem Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Die Anti-Rassismus AG hat mit ihrer Arbeit diesem Siegel erneuten Glanz verliehen.
Was die Siegerinnen und -Sieger mit ihrem Preisgeld vorhaben? Einen Anti-Rassismus Tag für die ganze Schule ausrichten und weitere Aktionen finanzieren, um allen Mitschülern die Wichtigkeit von demokratischen Werten aufzuzeigen.
War schon die Preisverleihung sehr aufregend, gab es noch eine weitere Steigerung: Bezirksamtsleiter Falko Droßmann übermittelte den Finkenwerder Siegerinnen und Siegern die Nominierung für den Deutschen Engagementpreis, den Dachpreis für freiwilliges Engagement. Damit hatte niemand gerechnet. Diese Ehre war für Helena, Clara, Henry, Inga, Mareike, Hannah (alle Jg. 11), Johanna (Jg. 8) und die Unterstützer des Projektes Liv Thamsen, unser Sozialpädagoge und die helfende Lehrerin eine unglaubliche Überraschung.
Leider konnte Caroline (Jg. 11) nicht dabeisein, da sie ein für ihren Verein wichtiges Turnier spielte. Auch Esther Bejarano, die Patin der Schule für das Siegel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ und wichtige Mitwirkende im Film, war unterwegs, um aus ihren Erinnerungen zu lesen, um ihre Friedensarbeit weiter zu bringen. (Ai)
Hier auch zu finden:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hamburg_journal/Hamburg-Journal,hamj74184.html
https://www.ndr.de/nachrichten/hamburg/Buergerpreis-geht-an-Hamburger-Gymnasiasten,buergerpreis204.html
https://qrage.org/rubrik/in-aktion/