In diesem Jahr fand zum sechsten Mal
der Schüleraustausch zwischen der Talitha Kumi Schule in Palästina und den beiden weiterführenden Schulen Finkenwerders statt. In der Zeit vom 03. bis 18. Juni 2016 kamen die Schüler/innen aus Bethlehem nach Hamburg-Finkenwerder.
Während des Austauschprogramms erhielten die Jugendlichen einen Einblick in
den Alltag in Norddeutschland und in die Abläufe an deutschen Schulen. Eine Fahrt nach Berlin gehörte auch in diesem Jahr zum Rahmenprogramm. In Berlin sahen die Schüler/innen den Bundestag im Reichstagsgebäude und weitere sehenswerte Orte.
Besonders berührt wurden die palästinensischen Jugendlichen von der Geschichte der deutschen Trennung, die sie im „Tränenpalast“ in der Friedrichstraße erleben konnten. An diesem Ort konnten die jungen Menschen genau wie an der Eastside
Gallery sehen, wie ein Konflikt positiv gelöst werden kann.
Die Schüler/innen befassten sich auch in diesem Jahr intensiv mit einem Projekt, an dem in beiden Ländern gearbeitet wird. Dieses Mal gingen die Jugendlichen der Frage nach, warum Menschen emigrieren. Im Kern ging es hierbei um die Auswanderung bezüglich der palästinensisch-arabischen Welt und Deutschland seit der Mitte des
19. Jahrhunderts.
Im Berliner Missionswerk (BMW) konnten Interviews mit Studierenden aus Palästina geführt werden. Zum Teil wurden hier
sehr persönliche Eindrücke über das Herkunftsland, die Gründe zur Migration, aber auch über das Gastland geschildert.
Bei einer Führung durch das Auswanderermuseum Ballinstadt auf der Veddel in Hamburg konnten die Schüler/innen führende Migrationsmotive kennenlernen und sie mit ihren
eigenen Erfahrungen in Beziehung setzen.
Im Stadtteil Finkenwerder beeindruckte die Jugendlichen aus Palästina das Finkenwerder Religionsgespräch. Für viele von ihnen war die Gelegenheit, mit dem jüdischen Prof. Ephraim Meir ins Gespräch zu kommen, ein sehr intensives Erlebnis.
Zum Kennenlernprogramm in Hamburg gehörte ein Besuch im Rathaus. Die Bürgerschaftsabgeordneten Sylvia Wowretzko und Jens-Peter Schwieger führten die Austauschgruppe durch das Hamburger Rathaus. Im Anschluss hieran ergab sich eine intensive Diskussion. Die Politiker empfingen die Jugendlichen mit Wertschätzung, mussten sich aber andererseits kritische Rückfragen, u.a. zur Verteilung der Flüchtlinge in Hamburg und zur Hamburger Schulpolitik, gefallen lassen.
Neben der umfangreichen und produktiven Arbeit am gemeinsamen Projekt, die bei vielen Schüler/innen neue ungeahnte Kräfte freisetzte, verbrachten die jungen Menschen natürlich auch zusammen viel Freizeit. Besonders können hier der gemeinsame EM-Fußballabend, Zelten an der Elbe und eine Wattwanderung in Cuxhaven genannt werden. Für die Palästinenser war sicherlich die Exkursion ins Watt ein eindringliches und bleibendes Erlebnis, da sie Vergleichbares noch nie erlebt hatten. Zudem war es zu dieser Zeit ungewohnt kalt.
Der Gegenbesuch des Geschichtsprofils
des Gymnasiums und der Stadtteilschule Finkenwerder findet vierzehn Tage lang
ab Anfang Oktober statt. Bis dahin wird
von den Austauschpartnern in Palästina und Israel an dem spannenden Projekt weitergearbeitet.
Nour Abu Dayyeh (Talitha-Kumi Schule, Bethlehem, Leewe (S2) und Kop (GymFi)