Am 6.7.2015 fand auf Initiative unseres Religionslehrers Markus Heimbach das zweite Finkenwerder Religionsgespräch mit Imam Seyit Temur (Osman Bey Moschee) und Pastor Torsten Krause (St. Nikolai) sowie Professor Ephraim Meir (Jerusalem) statt.
„Die Erzählung von der Aufforderung an Abraham seinen Sohn zu opfern gehört zum Grundbestand der drei abrahamitischen Religionen – und sie provoziert kritische Anfragen wie wenige andere Texte. Und so fragten denn auch Schüler/-innen des Oberstufen-Religionskurses der Stadtteilschule Finkenwerder und des Gymnasiums Finkenwerder, die die jeweiligen Erzählungen aus Bibel und Koran zunächst mit verteilten Rollen vortrugen: Warum bloß folgt Abraham Gottes Worten und ist bereit seinen einzigen Sohn zu töten? Und warum stellt Gott Abraham so auf die Probe?
Wie schon beim Trialogtag am 26.März zu Texten um „Religion und Gewalt“, so rangen auch diesmal Imam Temur und Pastor Krause im interreligiösen Dialog um ein angemessenes Verständnis schwieriger religiöser Textstellen – dabei hatten sie an diesem Montag, in Professor Ephraim Meir aus Jerusalem einen überaus eifrigen und gewinnenden Mitdiskutanten.
Auch dieses zweite Finkenwerder Religionsgespräch fand – dankenswerter Weise von den Herren Hürdler und Schmidt organisatorisch super betreut! – im Haus der Jugend statt.
Wir freuen uns, dass eine ganze Reihe Eltern zu den etwa 35-40 Zuhörer(inne)n gehörten. Auch waren unsere palästinensischen Austauschgäste mit Yousef Tushyeh und einigen Schülern zugegen.
Inhaltlich verwies Ephraim Meir darauf, dass gemäß dieser Erzählung der jüdisch-christliche Gott eben ein für allemal keine Menschenopfer wolle, im Unterschied etwa zur damals von anderen Völkern angebeteten Gottheit Moloch, dem Kinderopfer dargebracht wurden: Dass der Sohn eben nicht geopfert wurde, dies sei der Höhepunkt der Geschichte. Pastor Krause erläuterte, dass diese Erzählung deutlich mache, dass wir Menschen nicht die Macht über das Leben anderer Menschen an uns reißen sollten, dass nicht ein Mensch dem anderen gehöre, denn Abraham lege seinen Sohn ja in Gottes Hand. Imam Temur gab – nicht zuletzt im Hinblick auf den Ramadan – zu bedenken, dass die Erzählung auch eine von menschlicher Loyalität gegenüber Gott sei, und dass Opfern für uns heute auch im Verzicht bestehen könne.
Die drei Repräsentanten der Schriftreligionen beschlossen auch diese zweite interreligiöse Finkenwerder Gesprächsrunde mit beeindruckenden Darbietungen eines weiteren Textes aus ihrer Tradition zum Thema „Glauben und Vertrauen.“ Zum Abschluss überreichte ihnen unser palästinensischer Kollege Yousef Toushyeh zum Dank Kunsthandwerk aus Olivenholz. (Hei)